
GEOSummit-Webinar: Geoinformation-Auffindbarkeit und -Nutzbarkeit quo vadis?
Januar 27, 2025, by Stefan Keller, OST
Im ersten Vortrag von Pia Bereuter und einem Team der FHNW Muttenz wurde der GeoHarvester vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Proof-of-Concept einer einfach zu bedienenden, mehrsprachigen Online-Suchmaschine für Schweizer Geodienste mit offener API und offenem Quellcode. Der GeoHarvester adressiert das Problem des fehlenden zentralen Zugangs zu Geodiensten in der Schweiz. Die Qualität und Vollständigkeit der Metadaten variiert stark und die Aktualisierung der Indizes ist aufwändig. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Portals mit API, das automatisierte Updates, eine Bewertung der Metadatenqualität sowie Filter- und Sortierfunktionen bietet. Technisch basiert der GeoHarvester auf Natural Language Processing, um Schlüsselwörter aus Metadaten zu extrahieren und die Ergebnisse in vier Sprachen (DE, FR, IT, EN) zu optimieren. Derzeit wird ein grosses Sprachmodell integriert, um die Suche weiter zu verbessern. Für die Zukunft sind eine räumliche Suche und automatische Updates der Datenquellen geplant.
Der zweite Vortrag von Ralph Straumann (EBP) beleuchtete den aktuellen Stand der Schweizer Geoinformationslandschaft sowie die Herausforderungen bei der Produktion und Bereitstellung von Geodaten – und versuchte einige Lösungsansätze aufzuzeigen.

Die Schweizer Geoinformation sei gut aufgestellt, es gebe aber auch Verbesserungspotenzial. Defizite bestünden bei ungenügenden Metadaten, der Auffindbarkeit von Geodaten, uneinheitlichen Nutzungsbedingungen und fehlenden intelligenten Suchfunktionen. Herausforderungen seien die Integration neuer Anwendungen wie BIM oder Echtzeitdaten, eine stärkere Nutzerorientierung und ein optimiertes Tooling. Lösungsansätze sind einheitliche Zugangsplattformen, die Förderung der Mehrfachnutzung (“once only”), Cloud-native Datenstrukturen und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Vision ist, Geodaten leichter zugänglich und anwendungsorientierter zu machen, um sie gezielt in Wissen umzuwandeln. Die Entwicklung einer datengetriebenen Kultur und fortschrittliche Technologien wie KI sollen diesen Wandel unterstützen.
Stefan Keller schloss das Seminar mit Empfehlungen für Portalbetreiber aus Nutzersicht. Diese Empfehlungen hat er aus einem Dutzend Interviews abgeleitet. Die Interviews ergaben zentrale Defizite in fünf Bereichen: Suche, Zugang, Datenverarbeitung, Datenanalysefähigkeit und Lizenzen. Kritisiert wurden unter anderem veraltete oder unvollständige Metadaten, das Fehlen harmonisierter Standards und die mangelnde technische Reife einiger Datenformate und Schnittstellen. Empfohlen werden die Einführung semantischer Suchfunktionen, die Priorisierung nationaler Datensätze und eine bessere Integration bestehender Portale. Weitere Vorschläge der Interviewten sind einheitliche OGC-Standards für Vektordaten, harmonisierte Lizenzmodelle wie CC0 und die Bereitstellung moderner Datenformate wie GeoParquet. Ziel sei es, den Zugang zu Geodaten einfacher, effizienter und nutzerorientierter zu gestalten. Abschliessend betonte er die Wichtigkeit des Austausches in Foren wie dem GEOWebforum.
Das Webinar zeigte die Dynamik und die Herausforderungen der Schweizer Geoinformationslandschaft auf. Es gab wichtige Impulse für die Weiterentwicklung zentraler Themen wie Datenzugang, Nutzerorientierung und technische Innovation. Die vorgestellten Ideen und Visionen bilden eine solide Grundlage, um Geodaten in Zukunft noch nutzerfreundlicher und anwendungsorientierter zur Verfügung zu stellen.